Kurzgeschichte

Chaos á la Luftikus

Die folgende Geschichte widme ich meinen Followern. Vor ca. einer Woche habe ich eine Umfrage gestartet, und die im Beitragsbild angezeigten Wörter wurden mir als Vorgabe für meine Kurzgeschichte genannt. Ich gebe jetzt schon zu, dass ich mich etwas überfordert fühle und entschuldige mich, weil ich das Wort „Tautologie“ nicht eingebaut habe. Dafür habe ich gleich zwei Tautologien eingebaut. Ich bin selbst sehr überrascht davon, wie sich die Geschichte entwickelt hat, da ich einfach nur darauf los geschrieben habe, in der Hoffnung, dass am Ende etwas vorzeigbares dabei herauskommt! Und nun ohne weiteres Herumgestammel die

KURZGESCHICHTE

»Supercalifragilisticexpialigetisch! Das ist faaaabelhaaaft!«, rief Erik, während er die Tür zu seinem Taubenschlag zuzog. Schnellen, wankenden Schrittes überquerte er das Dach und stieg die Treppen hinunter zu seiner Wohnung. Eines seiner Täubchen hatte ihm eine Nachricht mitgebracht. In der Wohnung angekommen, rollte er den winzigen Zettel erneut auf. Darauf stand:

Werter Herr Luftikus,

wir sind hocherfreut Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Ihren Antrag auf das Wohngrundstück Wolkenkuckucksheim 17 geprüft haben und Sie ein geeigneter Kandidat sind. Herzlichen Glückwunsch! In den nächsten Tagen erhalten Sie weitere Post von uns mit allen nötigen Unterlagen. Wir bitten Sie, diese schnellstmöglich an uns zurückzusenden, damit wir ihnen baldmöglichst Ihre Schlüssel aushändigen können.

Wir freuen uns für Sie!

Mit freundlichen Grüßen

Immobilien- & weiterer Firlefanzgesellschaft Binokular

Erik legte den kleinen Zettel auf seinen Schreibtisch. In den nächsten Tagen hatte er sehr viel zu tun. Er musste sich um die Wohnungskündigung kümmern. Außerdem musste er eine Transportmöglichkeit für seine geliebten Tauben organisieren. Und das Rabennest, welches auf seinem Dach gebaut wurde, musste auch noch ein Mal kontrolliert werden. 

Das Rabenpärchen hatte ihm wohl dabei zugesehen, wie er sich um seine Tauben kümmerte und hatte gehofft, dass sein Herz groß genug war, um auch sie beide und ihren Nachwuchs ein wenig zu unterstützen. Er musste seiner Vermieterin unbedingt mitteilen, dass das Nest nicht zerstört werden durfte, auch wenn er sich sicher war, dass es ihr egal sein würde. Am liebsten hätte er die kleine Familie ja mitgenommen, doch das war ihm leider unmöglich. Frau Rabe hatte erst ihre Eier gelegt und wurde regelmäßig von einer Hundemüdigkeit geplagt. Zusätzlich zu dieser Unpässlichkeit hatte Frau Rabe ihn zwar akzeptiert, als sie noch keine Mutter war. Doch nun ließ sie ihn nicht aus den Augen, wenn er die Dachterrasse betrat, um seine Tauben zu füttern. Wenn er jetzt versuchen würde, das Nest zu versetzen, würde sie mit dem Stress vermutlich nicht klar kommen.

Seufzend verzog Erik sich in die Küche. Er hatte vor lauter Aufregung seine Pizzabrötchen im Ofen vergessen. Als er sie schließlich aus dem Ofen zog, hatten sie ein paar verbrannte Stellen. »Das ist doch Mist! Was mache ich denn jetzt?« Erik sah sich verzweifelt in seiner Küche um. Er kratzte die Pizzabrötchen von dem Backblech und legte sie vorsichtig, als könnten sie von der kleinsten Bewegung auseinanderbrechen und zu Staub zerfallen, auf einen Teller.

Jetzt stand er vor dem Kühlschrank und starrte auf fast vollkommen leere Fächer. Natürlich. Denn warum sollte man sich den Kühlschrank komplett vollmachen, wenn man vorhatte bald umzuziehen. Wie sinnlos dieser Gedanke war, wurde ihm JETZT schmerzlich bewusst. Denn das Einzige, was er noch zu Hause hatte, war eine geöffnete Packung Leberwurst. Was machte man denn bitte mit einer halben Packung Leberwurst? Er schielte zu den Pizzabrötchen auf dem Teller, dann wieder zu der Packung und schließlich wieder zum Teller. »Na guuut. Dann wage ich es wohl …«

Erik nahm sich die Wurst und strich sie über die besonders dunklen Stellen der Brötchen. Er musterte sein Werk skeptisch. Aber jetzt war es zu spät und er konnte nichts mehr daran ändern. So verzog er sich mit leicht watschelndem Gang in sein Wohnzimmer. Früher hatte man ihn Watschelente genannt, weil sein Gang daran erinnerte. Er wippte bei jedem Schritt von einer zur anderen Seite. Seufzend ließ er sich auf sein Sofa fallen, während die quälenden Gedanken an die Schulzeit durch seinen Kopf schossen. Er schüttelte den Kopf, als könnte er sie damit vertreiben und schaltete seinen Fernseher ein. Eine Doku über irgendetwas hanebüchenes würde ihn jetzt sicherlich ablenken. Er zappte durch die Programme. Kurz hielt er inne, als eine angenehme Stimme Fakten über den Katzenhai, welcher sich soeben durch das Bild bewegte, aufzählte. Erik sah sich die gesamte Doku an, während er sich widerwillig die Pizzabrötchen zu Gemüte führte. Egal, wann sich meine Wohnsituation ändert, ich werde meinen Kühlschrank wieder befüllen, dachte er sich. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf legte er seinen Teller auf das kleine Fernsehtischchen, welches vor seinem Sofa stand und watschelte in sein Schlafzimmer.

Er legte sich ins Bett und fischte sich noch ein kleines Betthupferl aus dem Nachttisch, welcher neben seiner Seite des Bettes stand. Ein wenig Schokolade hatte noch niemandem geschadet. Zumindest dieser Vorrat war immer bis oben hin aufgefüllt.

Am nächsten Morgen drehte Erik sich noch einmal um, da er einfach noch nicht bereit war, aufzustehen. Er gähnte und streckte sich, ehe er die Augen wieder schloss. Gerade in dem Moment, als er wieder in seine Traumwelt zu versinken begann, klopfte es energisch an der Tür. Er schielte auf den Wecker. Es war erst 7.

Verschlafen schlurfte Erik zur Wohnungstür und öffnete sie. Vor ihm stand seine Vermieterin Frau Krächzig. Sie hatte sich wieder besonders herausgeputzt und musterte ihn von oben bis unten, wie er da in seinem Schlafanzug an der Tür stand. »Wie ich sehe, schlafen Sie noch halb. Auch egal! Ich muss das Betriebssystem Ihrer automatischen Rollläden aktualisieren! …« Sie wollte gerade weitersprechen, da fiel Erik ihr ins Wort: »Mo-Mo-Moment! Sie können hier nicht einfach so hereinspazieren. Unangekündigt! Aber wenn Sie schon einmal hier sind, dann kann ich Ihnen ja auch schon einmal mitteilen, dass ich meine Wohnung fristgerecht kündigen werde. Die schriftliche Kündigung erhalten Sie im Laufe des Vormittags!« Die alte Zwiderwurzn blieb wie angewurzelt vor Erik stehen, was ihm einen genaueren Blick auf ihre Aufmachung ermöglichte. Sie hatte sich wieder mit so viel Mascara geschminkt, dass ihre Wimpern in dicken Klumpen zusammen hingen. Ihre Haare waren so groß und hoch toupiert, dass sie den Anschein erweckten, der Gravitation zu trotzen und Erik fast unter der Nase kitzelten, als sie so versteinert vor ihm stehen blieb. Voll und ganz entgeistert hob sie die Hand und drohte Erik mit ausgestrecktem Zeigefinger. Doch sie blieb still. Frau Krächzig wendete sich kurz darauf von ihm ab, um die Rollläden zu aktualisieren, während Erik sich still und leise in die Küche verzog und so tat, als hätte er dort etwas zu tun.

Die nächsten Wochen verliefen ohne weiteren Stress durch Frau Krächzig. Sie hatte akzeptiert, dass ihr bester Mieter ausziehen würde. Heute war es endlich soweit und die letzten Kisten wurden mit milder Gewalt in den Umzugstransporter gedrückt. Endlich würde Erik seinen Vögeln ein gutes zu Hause mit viel Platz und noch viel mehr Natur außen herum bieten können. Die Besonderheit an dem Haus am Wolkenkuckucksheim 17 war, dass es eine Art Baumhaus war, welches sich von einem zum nächsten Baum erstreckte. Erik Luftikus würde seine Tauben also nicht mehr einsperren müssen und konnte seinem Namen alle Ehre machen.

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